Einsatz von Bioziden an Fassaden ist eine Planungsaufgabe


Von:  Bundesverband - Dr. Oliver Nicolai / Christine Marzulla / 26.02.2019 / 07:53


Biozide aus Fassadenbeschichtungen können ausgewaschen werden. Das ist aber kein Grund für Alarmismus. Die Werte liegen deutlich unter den Grenzwerten für Trinkwasser. Die Entscheidungshilfen des Umweltbundesamtes (UBA) helfen bei der Planung.


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Biozide in Fassadenbeschichtungen sind nur wirksam, wenn sie eine gewisse Wasserlöslichkeit besitzen und so von Algen und Pilzen aufgenommen werden können. Damit wird aber auch eine Auswaschung möglich. Die Industrie hat verkapselte Biozide auf den Markt gebracht, die den Auswaschprozess reduzieren und die Wirksamkeit auf der Fassade verlängern.  Einsatz von Bioziden muss geplant werden  Biozide sollen nur eingesetzt werden, wo es technisch erforderlich ist. Etwa wenn schon ein Befall vorliegt oder die Lage des Objektes es notwendig macht. Die Entscheidung ist eine Planungsaufgabe. Handwerker können den Bauherrn zu Vor- und Nachteilen filmgeschützter Produkte und den Alternativen informieren. Inspektionen und Wartung helfen vorbeugen.  Presse schürt die Besorgnis  Unter dem reißerischen Titel „Gedämmte Hauswände enthalten lebensgefährliche Biozide“ berichtete die WELT am 08.02.2019 über ein Projekt, in dem u.a. an drei Fassaden in Freiburg ausgewaschene Biozide auf ihre Konzentration hin untersucht wurden. Diese lagen zwar beträchtlich unter den Grenzwerten für Trinkwasser. Die Empfehlungen zielen trotzdem auf eine Vermeidung des Biozideinsatzes:
  • Witterungsschutz (z. B. Dachüberstände, Tropfkanten) und Umgebungsgestaltung (z. B. Vermeidung Beschattung).

  • Verwendung schnell trocknender Oberflächenmaterialien.
  • Verwendung umweltfreundlicher Beschichtungstypen oder verkapselter Wirkstoffe.

  • Die Vermeidung einer Versickerung von Fassadenabfluss und ein Anschluss an die Niederschlagsentwässerung.
Dies deckt sich mit den im Malerhandwerk bekannten „Entscheidungshilfen zur Vermeidung des Biozideinsatzes an Fassaden“ des UBA.  Gefährliche Schimmelpilze auf Fassaden?  Der Artikel in der WELT vermittelt dem Leser auch, dass Schimmelpilze auf der Fassade eine ernste Gesundheitsgefahr darstellen. Ihre Sporen könnten durch offene Fenster in Wohnungen gelangen und eine ganze Reihe von Krankheiten auslösen. Jedes Jahr würden 2500 Menschen an Schimmelpilz­infektionen sterben.  Doch die Quelle für das Pilzwachstum an Fassaden liegt in der Außenluft. Pilzsporen sind allgegenwärtig. Demnach wären auch Waldspaziergänge oder Gartenarbeit gefährlich. Eine fundierte Einschätzung zur Gefährlichkeit von Schimmelpilzen gibt der Schimmelpilzleitfaden des Umweltbundesamtes oder das Buch: „Gesundheitsrisiko Schimmelpilze im Innenraum“ (Wiesmüller u.a.). Eine Versachlichung der Diskussion sowohl zu Bioziden als auch zu Schimmelpilzen ist dringend erforderlich.  Links: Projekt MUTReWa, Broschüre Download-Link
UBA:  Entscheidungshilfen zur Vermeidung des Biozideinsatzes an Fassaden 

Literatur: 
[1] Gesundheitsrisiko Schimmelpilze im Innenraum, 
Wiesmüller / Heinzow / Herr / Eikmann / Fischer / Gabrio / Szewzyk, 
ISBN 978-3-609-16464-9

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